Net Zero, klimaneutral oder klimapositiv?

CO2 Schild in den Händen
Veröffentlicht von Heimat 13
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Im medialen Umfeld des Klimawandels (oder der Klimakrise) wird häufig über Begriffe wie Net Zero, klimaneutral oder klimapositiv geschrieben. Doch was bedeuten diese Begriffe überhaupt und wo liegen die Unterschiede, sofern es überhaupt welche gibt?

Wenn über diese drei Begriffe gesprochen wird, dann geht es in der Regel um die Emissionen von Treibhausgasen. Unter Treibhausgasen versteht man diejenige Gase in der Atmosphäre, die ursächlich für den Treibhauseffekt verantwortlich sind: CO2 – Kohlendioxid, N2O – Distickstoffmonoxid und CH4 – Methan. Viele Treibhausgase haben einen natürlichen Ursprung. Leider werden aber auch sehr viele direkt oder indirekt durch den Menschen verursacht.

Was ist mit klimaneutral gemeint?

„Klimaneutral“ beschreibt einen Zustand, bei dem die Gesamtmenge an Treibhausgasemissionen, die ein Mensch oder ein Unternehmen erzeugt nur so hoch oder gar geringer ist, dass sie auf natürlichem Weg über die Natur absorbiert werden kann.

Obwohl laut UN klar definiert ist, was Klimaneutralität ist, wird in den Medien zumeist von CO2-Neutralität gesprochen. Daher nutzt man auch als vereinfachte Einheit zur Darstellung der Treibhausgasemissionen die „CO2-Äquivalente“. Dennoch muss einem klar sein, dass der mediale Fokus auf CO2 eigentlich zu kurz gegriffen ist.

Um als Unternehmen klimaneutral zu werden gibt es gemäß dem GHG Protocol (GHG = Green House Gases) drei wesentliche Schritte, die sogenannten Scopes:

  • Scope 1: alle direkten, d. h. aus Quellen innerhalb der eigenen Grenzen stammenden, Emissionen – z.B. CO2-Ausstoß der eigenen Fahrzeugflotte
  • Scope 2:  die indirekten Emissionen aus außerhalb erzeugter Energie – z.B. die Energie zur Beheizung des Firmengebäudes (Gas, Fernwärme) oder eben auch der Treibstoff für die Fahrzeugflotte (Sprit)
  • Scope 3: alle sonstigen indirekten Emissionen, die nicht im Einflussbereich des Unternehmens stehen – z.B. auch Emissionen aufgrund von Geschäftsreisen (CO2-Ausstoß bei Flügen).

Um klimaneutral zu werden, müssen Unternehmen streng genommen nur die die Scopes 1 + 2 erfüllen. Dazu könnten sie ganz einfach ihre Net Zero Carbon Emissions messen und diese dann zur Ausgleich reduzieren. Da es aber keine einheitlichen Klimaneutralitäts-Normen gibt, versuchen Unternehmen sich eine Net Zero Strategie zu verordnen, um klare CO2-Reduktionsziele und – maßnahmen zu verfolgen.

Was ist mit Net Zero gemeint bzw. was bedeutet Net Zero?

„Net Zero“ (eigentlich Net Zero Emissions) bedeutet, dass die Menge an Treibhausgasemissionen, die eine Person, ein Unternehmen oder ein Land ausstößt, über einen definierten Zeitraum hinweg gleich der Menge an Treibhausgasen ist, die entfernt oder ausgeglichen wird. Unterm Strich steht als eine Null und kein Plus beim Ausstoß.

Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen (Net Zero Ziel zu 1,5°), müssen die Emissionen zeitnah auf Netto-Null (englisch = Net Zero) gesenkt werden. Das wird jedoch nur mit sehr drastischen Maßnahmen möglich sein, wenn man überhaupt in naher Zukunft etwas erreichen will. Solange der bisherige Nettoausstoß von CO2 deutlich über Null liegt, wird der CO2-Gehalt in der Atmosphäre weiter steigen. Mit Net-Zero-Konzepten oder Strategien versuchen Unternehmen nun der Klimaerwärmung durch den Ausstoß von Treibhausgasen entgegenzuwirken.

Vereinfacht könnt man sagen, dass Net Zero das Ziel ist, bis 2050 globale Klimaneutralität zu erreichen.

Und was ist dann klimapositiv?

„Klimapositiv“ beschreibt einen Zustand, bei dem mehr Treibhausgase entfernt werden, als ausgestoßen werden.

Ein Beispiel dafür wäre ein Unternehmen, das nicht nur seine eigenen Emissionen kompensiert, sondern auch aktiv in Projekte zur Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre investiert. Ein Beispiel aus der digitalen Welt könnte ein Technologieunternehmen sein, das seine Rechenzentren optimiert und gleichzeitig in die Entwicklung von Technologien zur CO2-Entfernung aus der Atmosphäre investiert, um einen positiven Beitrag zum Klima zu leisten. Oder eben ein Unternehmen, dass eine klimapositive Webseite betreibt.

Nun könnte man denken, dass man durch einfache Überkompensation klimapositiv werden kann. Technisch gesehen geht das auch. Man gleicht einfach mehr CO2 aus als man verursacht hat. Aber man muss dabei bedenken, dass nicht jede „Klimaausgleichsaktion“ auch sinnvoll ist. So müssen Kompensationsmaßnahmen, egal ob Aufforstungen oder CO2-Senkungen, immer „zusätzlich“ sein. Werden die Maßnahmen so oder so umgesetzt, dann haben sie zwar einen positiven Effekt, tragen aber nicht dazu bei, dass mehr Treibhausgase entfernt als erzeugt werden. Zudem sollte man die Akteure hinter den Maßnahmen genauer betrachten, um sicher zu sein, dass die Investitionen auch sinnvoll angelegt sind.

Weitere Infos zu diesem Thema findet man u.a. hier:

  • Special Report: Global Warming of 1.5 ºC (IPCC)
  • Strategie klimaneutral, Net Zero oder klimapositiv? (2zero.earth)

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