Blumenwiese anlegen für einen Insektenfreundlichen Garten

Blumenwiese in voller Blüte
Veröffentlicht von Heimat 13
am

Es gibt immer weniger Insekten draußen in der Natur. Das ist sicher jedem von Euch in den letzten Jahren auch schon aufgefallen. Man bezweifelt das zwar je nach Region, wenn man z.B. im Sommer draußen beim Grillen sitzt und die Fliegen beim Essen stören. Oder wenn man in der Nähe eines ruhigen Gewässers lebt und von den Stechmücken beinahe gefressen wird. Aber wenn man an Bienen, Hummeln oder Schmetterlinge denkt, kann sich bestimmt jeder an die Zeiten erinnern, in denen es viel mehr solcher „nützlicher“ Insekten gab.

Ich bin früher viel Motorrad gefahren. Und da konnte ich es bewusst auf meinem Helmvisier wahrnehmen. Oder bei langen Fahrten auf der Autobahn. Man war des Öfteren gezwungen die Windschutzscheibe an der Tankstelle zu reinigen. Und heute? Fährt man hunderte von Kilometern und hat nicht ein Insekt auf der Scheibe kleben.

Das alles ist aber mehr als ein Gefühl. Denn zahlreiche Studien und Untersuchungen stellen fest, dass es sehr dramatisch ist. Eine Studie zur Biodiversität von Anfang 2020 stellt fest, dass die aktuellen Rückgangsraten auf ein Aussterben von rund 40% aller weltweiten Insektenarten in den nächsten Jahrzehnten hindeutet. Eine Untersuchung in diversen Naturschutzgebieten in Deutschland ergab eine Reduzierung der Gesamtmasse an Insekten von über 75% seit 1990. Eine weitere Untersuchung der Technischen Universität München stellte zudem fest, dass seit 2008 die Biomasse in den deutschen Wäldern um rund 40% gesunken ist.

Die Ursachen sind vielfältig, aber wie so oft menschengemacht. In der Landwirtschaft geht fast nichts mehr ohne Dünger und Pflanzenschutzmittel. Wo früher wilde Blumen wachsen konnten, wird heute alles auf Effizienz getrimmt und totgespritzt. Auch beim Obst ist es kritisch zu betrachten. Wer nur „schönes“ Obst kaufen möchte, nimmt dadurch in Kauf, dass der Produzent neben einer bestimmten Auslese auch Pflanzenschutzmittel oder Insektizide einsetzt.

Was kann man selbst gegen das Insektensterben tun?

Eine Möglichkeit für all diejenigen, die keinen eigenen Garten haben, ist auf gespritzte Lebensmittel zu verzichten und mehr auf Bioprodukte auszuweichen. Wer einen Garten hat, kann schon etwas mehr tun. Vom Verzicht künstlicher Pflanzenschutzmittel oder Dünger über Insektenhotels, die man selbst auf einem Balkon aufstellen kann bis zu mehr Blütenvielfalt im Garten. Insektenhotels haben sogar zwei positive Aspekte. Wir haben in unserem Garten insgesamt sechs solcher Insektenhotels hängen. Diese werden auch rege von allen möglichen Insekten genutzt. Und selbstverständlich haben auch die Vögel diese entdeckt. So schauen der Buntspecht oder die Meisen in regelmäßigen Abständen auf einen Snack vorbei. Quasi zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen: Mehr Insekten und Vögel im Garten.

Entgegen dem heutigen Trend seine Gärten möglichst „pflegeleicht“ mit viel Kies und Steinen auszustatten, sollte man mehr Wildnis und Natur zulassen. Selbst in einem gepflegten und modern angelegten Garten besteht die Möglichkeit Pflanzen zu ziehen, die echte Insektenmagnete sind. Und wer brachliegende oder ungenützte Flächen hat, kann diese in eine schöne und vor allem nützliche Flora verwandeln und einfach eine Blumenwiese anlegen. Das bedeutet weder bei der Anlage noch bei der Pflege viel Aufwand. Das Ergebnis ist ein Blütenmeer und spürbar mehr Insekten im Garten.

Vom vermoosten Rasen zum Blütenparadies

Als wir vor 13 Jahren unser Haus gebaut haben, hatte meine Frau Heike diverse „Gartenzonen“ eingeplant. Als leidenschaftliche Gartenfee hatte sie eine sehr klare Vorstellung, wie der Garten aufgebaut sein sollte. Vom Bauerngarten über einen Staudengarten, unseren Schwimmteich und einen Nutzgarten mit Hochbeeten und kleiner Rasenfläche. Da wir keine Kinder haben, war uns schnell klar, dass die Rasenfläche eigentlich unnötig ist. Ansonsten bedeutet der Rasen nur Arbeit und wurde von Jahr zu Jahr hässlicher. Auch die Hochbeete hatten ihren Reiz verloren. Da wir direkt an einer Baumschule leben, trägt der Wind Spritzmittel zu uns. Der Baumschüler spritzt seine Bäume nämlich auch. Was bringt einem da das selbst gezüchtete Biogemüse, wenn das Gift vom Nachbarn kommt.

Dieses Jahr haben wir uns dann dazu entschlossen sowohl die Hochbeete abzubauen als auch dem Rasen Lebewohl zu sagen. Also wurde der Rasen komplett abgetragen und als „Baumaterial“ in unserem Knickwall zweitverwertet. Danach habe ich gut zwei Tonnen Sand geholt, um den Boden ordentlich abzumagern. Nachdem beide Flächen aufbereitet waren haben wir diverse Samenmischungen für Blumenwiesen verstreut. Dann hieß es wässern und abwarten. Da wir mit dem ganzen Wiesenthema recht spät Anfang Mai angefangen haben, waren wir sehr gespannt, ob und was denn wachsen wird. Aber schon nach wenigen Tagen gingen die ersten Samen auf und man konnte beinahe täglich den Fortschritt beobachten.

Blütenvielfalt und deutlich mehr Insekten im Garten

Beide ehemaligen Rasenflächen haben sich sehr gut entwickelt. Zumindest nach unseren Maßstäben. Die ca. 30 Quadratmeter große Fläche stand im Sommer toll in Blüte. Und wir haben auf den Blüten eine Vielzahl unterschiedlicher Insekten entdeckt. Von Hummeln über Wild- und Honigbienen bis zu Schwebefliegen und zahlreichen Kleinkäfern. In den Insektenhotels waren hauptsächlich Schlupfwespen und Wildbienen aktiv. Sogar Wespen hatten wir dieses Jahr. Obwohl wir deren Erscheinen weniger auf unsere Renaturierungsmaßnahmen schieben.

Die Wespen haben ein Nest in unserem Brunnen am Bachlauf gebaut. Zunächst waren wir skeptisch ob des „Störfaktors“. Aber wir konnten sowohl entspannt in unserer Loungeecke sitzen als auch im Garten herumlaufen. Es ist wohl etwas dran an der Aussage, dass die Wespen nie das eigene Revier unsicher machen. Alles in allem waren wir sehr froh über unsere Wiesenaktion und dem Ergebnis im ersten Jahr. Das macht Hoffnung auf die nächsten Jahre.

Die Blumenwiese auf das nächste Jahr vorbereiten

So wie man den Boden vorbereiten muss, um eine Blumenwiese anlegen zu können, so will die Wiese selbst auch gepflegt werden. Die Pflege hält sich zwar in Grenzen, aber ein bisschen was muss man dennoch tun. So gehört eine regelmäßige Maad dazu. Bei einer gesunden Wiese empfiehlt man zwei Mähzyklen im Jahr. Das dient hauptsächlich dazu, dass durch den neuen Wuchs dem Boden Nährstoffe entzogen werden. Das wiederum verhindert das Wachstum von Gräsern und sonstigen Pflanzen, die man eigentlich nicht in der Blumenwiese haben möchte.

Ein weiterer Grund für die Maad ist, dass dadurch viel mehr Samen auf dem Boden verteilt werden und es zu regelmäßigeren Wuchsphasen und mehr Vielfalt kommt. Heike hat Ende September auf der einen Fläche die meisten Pflanzen mit der Hand geschnitten und noch ein paar Unkräuter gejätet. Ich habe heute die restliche Fläche mit der Sense gemäht. Den Unterschied sieht man deutlich. Nach der Behandlung im September sind schon einige Pflanzen neu gewachsen. Auf der frisch gemähten Fläche ist der Boden recht karg.

Aber wir lassen uns überraschen und sind gespannt, wie sich unser Experiment „Blumenwiese“ im nächsten Jahr entwickeln wird. Dann mähen wir auch regelmäßig und erfreuen uns hoffentlich an noch mehr Blüten und Insekten im Garten. Auf alle Fälle sind wir sehr zufrieden, damit unseren kleinen nachhaltigen Beitrag für eine insektenfreundlichere Umwelt leisten zu können. Und mit unserem kleinen Beitrag für mehr Biodiversität unterstützen wir auch das Sustainable Development Goal Nr. 15.

Bildrechte: Fotos von Matthias